XXIII. Tagung über Pferdekrankheiten im Rahmen der EQUITANA

Mit der XXIII. Tagung über Pferdekrankheiten liegt nun eine weitere erfolgreiche Fortbildungsveranstaltung hinter uns. Wie schon in den Jahren zuvor, war wieder ein großes Fachpublikum zugegen (Teilnehmerzahl: 636), welches mit regem Interesse die Vorträge verfolgte und sich intensiv an den Diskussionen beteiligte. Die Aussteller der Fachausstellung verzeichneten in den Vortragspausen seitens der Tierärzteschaft großen Zulauf an ihren Ständen.

Der erste Kongresstag, bei dem die teils internationalen Vorträge simultan ins Deutsche bzw. Englische übersetzt wurden, wartete mit einer vielfältigen Auswahl an Referenten aus dem europäischen Ausland sowie den USA auf. Im ersten Vortragsblock veranschaulichte Prof. Gunther van Loon die Diagnostik und klinische Relevanz von kardialen Arrhythmien und Prof. Gayle Hallowell aus Nottingham referierte über die Behandlung von Kolonobstipationen und -verlagerungen in der Fahrpraxis, während Assistant Professor Liara Gonzalez aus North Carolina Erkenntnisse zu den Schwierigkeiten der  intraoperativen Beurteilung der Viabilität von Darmgewebe präsentierte. Nach der Kaffeepause, während derer die Stände der Fachausstellung eifrig von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern  besucht wurden, folgte eine Reihe orthopädischer Themen, u.a. zu chirurgischen Methoden am stehenden Pferd (Prof. Bertone, Ohio), der präventiven Bedeutung der arthroskopischen Entfernung von Osteochondrose-Fragmenten (Fabio Torre DVM, Bologna) und dem Nutzen von Stammzellen in der Behandlung von Gelenkserkrankungen, welcher von vielen Experten zunehmend kritisch eingeschätzt wird (Prof. Alicia Bertone, Prof. Wiltrud Richter).

Dr. Torre berichtete in seinem zweiten Vortrag von seiner persönlichen Beobachtung. Er habe in seinem Patientengut in der letzten 20 Jahren nach der Maxime „Less is more“ auf die perioperative Antibiotikagabe bei Standardeingriffen verzichtet und konnte beobachten, dass bei einer gleichbleibenden Inzidenz von Infektionen die Typhlocolitisfälle weniger geworden seien. Prof. Dr. Christian Willy berichtete über den Einsatz antiseptischer Wundspüllösungen in der Humanmedizin, die sicherlich auch in der Pferdemedizin Anwendung finden könnten.  Der letzte Vortragsblock gab neue Einblicke zur Flüssigkeitstherapie bei gastrointestinalen Erkrankungen (Prof. Gayle Hallowell), wobei sie die Aufmerksamkeit auch auf die Möglichkeiten der Flüssigkeitssubstitution via rectum lenkte. Liara Gonzalez beleuchtete sehr anschaulich die Bedeutung veränderter intestinaler Permeabilität auf den postoperativen Verlauf nach Darmoperationen und Caroline Gerdes entließ die Teilnehmer mit ihrem Vortrag zur Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Iliosakralgelenks in den Abend, den viele der Tierärztinnen und Tierärzte am Equitana-Stand von Dr. Ende ausklingen ließen.

Der Samstag begann mit Vorträgen, in denen Dr. Ralf Pellmann, Dr. Maren Hellige und Dr. Hubertus Lutz Veränderungen im Hals- und Nackenbereich und deren klinische Relevanz erörterten. Pellmann zeigte eindrucksvoll die Bedeutung einer eingehenden klinischen und radiologischen Diagnostik zur Erkennung von Problemen im Bereich C5, C6 und C7 auf. Er vermutet evtl. auch hereditäre Ursachen bei diesem Symptomenkomplex. Danach stellte Dr. Franz Schlederer ein von ihm entwickeltes Lagerungssystem für die Pferdenarkose vor, welches perspektivisch interessant erscheint, besonders unter dem Gesichtspunkt einer „sicheren Aufstehungsphase“. Sein innovativer Ansatz, das Ablegen eines Pferdes zu erleichtern und damit den Patienten besser versorgen zu können, ist hoch interessant.

Die zweite Hälfte des Vormittags war dem zunehmenden Einfluss von Investoren in Klinikgruppen gewidmet. Hier entspann sich bei der Podiumsdiskussion ein lebhafter und zuweilen hitziger Schlagabtausch über die Risiken dieser Entwicklung. So wurden einerseits die Chancen für angestellte Tierärzte in Klinikgruppen mit besser geregelten Arbeitszeiten und besseren Verdienstmöglichkeiten herausgestellt, es wurden aber auch Bedenken im Hinblick auf aktuellen Unterschreitungen der GOT und Abschaffung der Notdienstversorgung, Einflussnahme der Investoren auf die Universitäten und evtl. höhere Kosten durch Überdiagnostik geäußert. Die Kooperation von Universitäten und Klinikgruppen wurde seitens der niedergelassenen Tierärzte kritisch betrachtet und die Frage nach entstehenden Interessenkonflikten einzelner Hochschulprofessoren aufgeworfen.

Der Nachmittag stand im Zeichen der Erinnerung an den im letzten Jahr verstorbenen Gründer der Tagung über Pferdekrankheiten, Prof. Bernhard Huskamp. Dr. Hans Lauk, langjähriger Weggefährte von Bernhard Huskamp, fasste dessen Lebenswerk in einem unterhaltsamen Vortrag zusammen und ehrte die vielfältigen Verdienste von Prof. Huskamp um die Pferdechirurgie und auch um die Pferdeheilkunde sowie um die Ausbildung vieler Chirurgen in Hochmoor. Jurist Dr. Burkhard Oexmann und die Tierärztin Dr. Caroline Wirth beschäftigten sich in einem gemeinsamen Vortrag mit den forensischen Aspekten von Herz- und Lungenerkrankungen. Im Folgenden stellte Dr. Eberhard Schüle dar, woraus sich der Standard für die tierärztliche Sorgfaltspflicht ableitet. Im letzten Vortragsblock ging es noch einmal um klinische Themen, Karin Hendricks aus Utrecht erläuterte die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten bei der künstlichen Befruchtung der Stute, Caroline Gerdes befasste sich mit besonderen Aspekten in der Diagnostik der Fesselträgerursprungs-Desmopathie und mit Dr. Guido Stadtbäumers anschaulichem Vortrag zur Diagnostik und Therapie von Kiefergelenkserkrankungen ging die Tagung über Pferdekrankheiten zu Ende.

In den Kaffee- und Mittagspausen gab es für die Teilnehmer neben einer abwechslungsreichen Verpflegung auch viel Innovatives auf der Fachausstellung zu entdecken, wie z.B. sehr praktikable, ausfahrbare Untertische fürs Laptop oder Ultraschallgerät bei Podoblock, Lagerungsmatten bei Medser, Traggurte für Pferde bei Dr. Fritz sowie verschiedene Systeme für die digitale Röntgentechnik und vieles Interessantes mehr.

Wir bedanken uns bei allen Referenten, die durch ihre Bereitschaft, ihre Erkenntnisse unter Einsatz von Zeit und Mühe aufzubereiten und vorzutragen, unsere Veranstaltung möglich machen, sowie bei den  großzügigen Sponsoren, Ausstellern und allen Helfern, die zu einer gelungenen Tagung beigetragen haben.